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Rorschacherstrasse

Nutzung: Wohnen und Gewerbe
Standort: St. Gallen
Auftragsart: eingeladener Studienauftrag 2021, 2. Rang
Bauherrschaft: Credit Suisse Anlagestiftung, Zürich
Team: Cristina Pop, Manuel Oswald, Jennifer Caviezel
Landschaft: Mettler Landschaftsarchitektur AG
Nachhaltigkeit: Durable GmbH
HLKS: neucom engineering AG
Bauingenieur: Synaxis AG
Visualisierung: Nightnurse Images AG

„St. Fiden beginnt, wo die Spitäler aufhören und nochmals Stadt behauptet wird.“ Mit der Stickereiblüte und dem dadurch ausgelösten Wirtschaftsaufschwung stieg die Bevölkerungszahl zwischen 1900 und 1910 in St. Gallen um 40%. Besonders stark wuchs in dieser Spanne die damals noch selbständige, östlich an die Kernstadt angrenzende Gemeinde Tablat. Das bisher ländlich geprägte Gebiet erhielt dadurch ein weitgehend neues Gesicht als Industriestadt. Etwas erhöht, insbesondere entlang der Hauptverkehrsachse Rorschacherstrasse und in Heiligkreuz, gab sich der Ort mit repräsentativen Blockrandbebauungen so urban, dass er als das „Aussersihl von St. Gallen“ bezeichnet wurde. Nach dem 1. Weltkrieg stagniert das Bevölkerungswachstum und Bauvorhaben wurden gestoppt.

Die klaffende Lücke im Planungsperimeter ist Zeugnis dieses Umbruchs. Im Sinne einer Stadtreparatur soll der mittlere von drei, grösstenteils denkmalgeschützten, Blockrändern an der Rorschacherstrasse in seiner Form geschlossen werden. Der Projektvorschlag schliesst den bestehenden Blockrand zu einer zusammenhängenden Figur mit vier neuen, eigenständig erschlossenen Gebäudeteilen. Sowohl städtebaulich, als auch räumlich-strukturell orientiert sich der Neubau dabei an den prominenten und qualitätsvollen Eigenheiten der denkmalgeschützten Häuser an der Grossacker- und Rorschacherstrasse.

Die Grundrisse in den oberen Geschossen werden in Analogie zu den Bestandesbauten mit salonartigen, strassenzugewandten Wohnräumen mit vorgelagerten, ausgezeichneten Erkern und Balkonen und rückseitig ruhigeren Zonen organisiert. Strassenseitig bilden die Grundrissanlagen aktive Schwerpunkte aus. Die Nutzungen Küche/Essen/Wohnen sorgen so für ein belebtes Strassenbild – mit den geeigneten Lärmschutzmassnahmen auch an der Rorschacherstrasse. Wohnraumergänzend kann über grosszügig verglaste Zimmer die Laube am ruhigen Innenhof erreicht werden. Diese Räume sind flexibel als Arbeitszimmer, aber auch als eigentliche Schlafräume nutzbar. Die Ausrichtung der „inneren Kammern“ garantiert dabei ruhige Rückzugsmöglichkeiten im lebendigen Stadtumfeld.

Dem Quartier typisch, insbesondere an der Rorschacherstrasse, ist die Ausbildung eines markanten Sockelgeschosses mit grossen Fenstern und massiven Steinverkleidungen. Der neue Gebäudekörper übersetzt dieses Thema in eine zeitgemässe Architektursprache mit robusten Oberflächen aus vorfabrizierten Betonelementen und charaktervoll grosszügigen Fensterformaten.
Der Hauptkörper erhebt sich viergeschossig über dem Sockel und ist in regelmässiger Weise und analog zu den Bestandesbauten von ähnlich dimensionierten Fenstern durchsetzt. Dekorelemente, Erker und Ecküberformungen sind Gestaltungselemente welche ebenfalls im Neubau eine moderne Umsetzung finden. Vertikale Bänder, welche geschossübergreifend Fenster zusammenbinden, finden eine Entsprechung in den Brüstungselementen aus vorfabrizierten Glasfaserbetonelementen, welche sich durch eine Formung mit Matrizen von der Putzoberfläche mit vertikaler Struktur klar abheben und plastisch in Erscheinung treten. In leichter Abwandlung ist dabei das letzte Regelgeschoss gestaltet, welches die Einleitung zum Schrägdach übernimmt und einen ungedeckten Balkon aufweist.

Die Baumgruppen an den Strassenseiten stärken den repräsentativen Charakter der Eingangsbereiche und gliedern die breite Vorzone. Der Bereich an der Kreuzung Falkensteinstrasse/ Neptunstrasse bietet Anwohnern und Besuchern einen südorientierten Aufenthaltsraum und gleichzeitig Platz für Aussengastronomie. Dort treffen sich die Anwohner und Besucher. Das Herz der Anlage bildet ein introvertierter, ruhiger Hof. Ein Seilsystem überspannt den Hof und bildet neben der Fassade eine Kletterhilfe für unterschiedliche Rankpflanzen, die in einer leicht modellierten Fläche wachsen.